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Eisenbahn, Modellbahn und Linux

Eine neue Schnittstelle für Rocos 365

2012-11-01 von Frank Wieduwilt, getagged als digital, modellbahn

Dieser Umbaubericht ist nichts für Anfänger. Wer jedoch schon einmal einen Decoder ohne Schnittstelle in eine Lok bekommen hat, wird hier nicht auf unüberwindbare Schwierigkeiten stoßen. Alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen, ich übernehme aber keine Verantwortung für Schäden, die bei einem Nachbau möglicherweise entstehen.

365 425 war auf dem großen Forumsbahntreffen in Lödderitz als Ortsrangierlok in Bad Orb vorgesehen. So recht wollte die Lok aber nicht funktionieren und schlussendlich ließ sie sich nicht einmal mehr programmieren.

Der Decoder funktionierte auch nicht in einer anderen Lok, war also definitiv kaputt. Ein neuer Decoder brachte ebenfalls keine Besserung, also musste die Lok ins AW.

365 425 im AW

Bei dieser Lok hat Roco die Verbindung zwischen den Anschlüssen auf der Lokplatine und der achtpoligen Schnittstelle über flexible Leiterbahnen hergestellt. Eine genau Inaugenscheinnahme der auf Folie aufgedruckten Leiterbahnen förderte zwei Leiterbahnbrüche zu Tage, so dass klar war, warum die Lok nicht mehr funktionierte.

Gebrochene Leiterbahnen
Die gebrochenen Leiterbahnen sind rot eingekreist

Die Folienplatine musste also aus der Lok heraus, an ihrer Stelle sollte wieder eine achtpolige Schnittstelle Platz finden, damit ein Decodertausch auch ohne Löten gelingt.

Achtpolige Schnittstellen zum selber Einbauen gibt es u. a. von Tams Elektronik zu kaufen. Als Decoder kommt ein vorhandener Lokpilot V3 zum Einsatz, der der Lok zu guten Fahreigenschaften verhilft.

Das Entfernen der flexiblen Platine klappte gut, einmal kurz daran gerissen, schon war sie draußen. :-) Auf der Platine liegen nun die acht Anschlüsse für die neue Schnittstelle schön übersichtlich frei -- wäre da nicht die Kardanwelle, die über den Anschlüssen verläuft. Auf dem nächsten Bild ist zu sehen, wo die Drähte von der Schnittstelle auf der Platine anzulöten sind.

Anschluss der achtpoligen Schnittstelle
Anschluss der achtpoligen Schnittstelle

Zunächst hatte ich vor, die Schnittstelle über der Kardanwelle einzubauen und den Decoder im kurzen Vorbau der Lok zu verstecken. Von dieser Idee habe ich dann wieder Abstand genommen, weil ich befürchtet habe, dass die Kabel zur Schnittstelle dann leicht mal mit der Kardanwelle kollidieren. Außerdem wäre der Schnittstellenstecker im Führerhaus überdeutlich sichtbar gewesen.

Schnittstelle und Decoder
Das war die erste Idee zum Einbau von Schnittstelle und Decoder.

Also galt es einen neuen Platz für Schnittstelle und Decoder zu finden. Eine kurze Rückfrage beim Betriebsleiter in Bad Orb ergab, dass es kein Problem wäre, wenn der Decoder im Führerhaus sichtbar ist. Also habe ich die Schnittstelle nach hinten gelegt und den Decoder auf einer kleinen Stütze aus PS über der Kardanwelle im Führerhaus untergebracht.

Die Kabel vom Decoder zum Schnittstellenstecker habe ich gekürzt, damit der Kabelwust in der Lok nicht zu groß ist. Die Kabel von der Platine zur Schnittstelle sind jeweils zu viert mit Schrumpfschlauch zusammen gefasst, damit sie nicht lose in der Lok liegen.

Schnittstelle
Hier kommt die neue Schnittstelle hin.

Schnittstellenkabel in Schrumpfschlauch
Die Schnittstellenkabel sind mit Schrumpfschlauch gebändigt.

Kabel anlöten
Anlöten der Kabel auf der Lokplatine, links...

Kabel anlöten
...und rechts.

Nach dem Einbau der Schnittstelle habe ich versucht die Lok zu programmieren, was auch wunderbar geklappt hat.

Decodertest
Test der Schnittstelle mit probeweise angestecktem Decoder

Die Auflage für den Decoder besteht aus 1mm starkem PS.

Decoderauflage
Die Auflage für den Decoder entstand aus 1mm starkem PS.

Decoderauflage
Der Decoder findet über der Kardanwelle seinen Platz.

Vor dem endgültigen Einbau habe ich die Decoderauflage noch dunkelgrau lackiert.

So passt jetzt alles in die Lok und der Decoder ist zwar im Führerhaus sichtbar, steht aber kaum über die Fensterunterkante über, so dass der Führerhausdurchblick weiterhin gewährt ist.

Decoder fertig eingebaut
Hier sind die Anschlussdrähte für den Decoder passend gekürzt.

Ich habe PS-Stütze und Decoder noch mit Fixogum befestigt, dann das Gehäuse wieder aufgesetzt und die Lok endgültig programmiert.

Über eine Sache bin ich dabei gestolpert: ESU empfiehlt in der Anleitung zum Lokpilot V3, für die Roco-Digitalkupplung den Wert 243 in die entsprechende CV für den Funktionsausgang zu schreiben (Anleitung für den Lokpilot V3, S. 39). Bei der alten Digitalkupplung, die diese Lok noch hat, muss der Ausgang aber auf "Pulse" programmiert werden -- genau wie bei der Märklin Telex-Kupplung. Ich habe eine Einschaltzeit von 1 Sekunde gewählt. Der zu programmierende Wert ist also 193 (S. 55 der Anleitung zum Lokpilot 3).

Die Funktionstasten der Lok sind wie folgt belegt: F0 schaltet das Spitzenlicht fahrtrichtungsabhängig, F1 betätigt die Digitalkupplung. Mit F3 lässt sich der Rangiergang einschalten, dabei ist auch gleichzeitig das Rangierlicht (weißes Spitzenlicht auf beiden Seiten) in Betrieb. Mit F4 schließlich lässt sich die Anfahr- und Bremsverzögerung ausschalten. Die Lampen habe ich gedimmt, damit nicht mehr so viel Licht an den Bühnen durchscheint (Wert 3).

Die fertige Lok
Und fertig.

Fazit

Der Umbau hat mir Spaß gemacht und war nicht allzu schwierig. Vielleicht hilft dieser Artikel dem einen oder anderen Eigentümer dieser schönen Lok weiter, wenn die Maschine mal nicht mehr will.

Musik dazu:
Secrets from the Underground von The Offspring