Franks Blog

Eisenbahn, Modellbahn und Linux

Miba Spezial 106

2015-10-23 von Frank Wieduwilt, getagged als bücherbrett, gleispläne, straßenbahn

Miba Spezial 106: Planung mit Ahnung. Knowhow für Anlagenentwürfe
Fürstenfeldbruck 2015.

Miba Spezial 106: Planung mit Ahnung

Inhalt

  • Zur Sache. Platte mit viel Platz
  • Ein Speicher für Züge
  • Von oben herab
  • NEM fürs Planen und Bauen
  • Fiddeln, Fahren, Fähren
  • Lokalbahnidyll mit Industrieanschluss
  • Kopfmachen als Betriebskonzept
  • Bahnhof Immenstadt
  • Die "Feindlichen Brüder"
  • Die Vinschgaubahn
  • Vorwiegend elektrisch und richtig lokal
  • Ein Stammtischprojekt
  • Spitzkehren im Gebirge

Das aktuelle Miba Spezial 106 beschäftig sich – passend zur Jahreszeit – mit der Planung von Modellbahnanlagen und Bahnhöfen.

Von den durchweg gut geschriebenen, informativen Artikeln haben mir einige Texte besonders gefallen.

Lutz Kuhl stellt den Bahnhof Markt Erlbach in der Nähe von Nürnberg vor. Unter dem Titel Lokalbahnidyll mit Industrieanschluss zeigt er, wie sich Markt Erlbach von einem typischen kleinen fränkischen Lokalbahn-Endbahnhof zu einem modernen Haltepunkt entwickelt hat. In den sechziger Jahren hat die Bundesbahn den Bahnhof um einen langen Bahnsteig und ein ebenso langes Ausweichgleis und zwei Gleisanschlüsse erweitert, die dem Bahnhof ein besonderes Aussehen verleihen. Lutz Kuhl macht zwei Anregungen zum Nachbau des Bahnhofs, beide sind mit einer Länge von 320 bzw. 390cm Länge auch noch daheim nachzubauen. Grandios sind mal wieder die Zeichnungen des Empfangsgebäudes.

Unter dem Motto Von oben herab beschreibt Bernd Schneider, wie sich mit Hilfe von kostenlosen Programmen und Kartenmaterial große Karten als Grundlage zum Nachbau von Vorbildbahnhöfen gewinnen lassen. Anhand des Bahnhofs Geislingen zeigt der Verfasser, wie diese Karten im Programm WinRail als eigene Ebene eingefügt die Vorlage für einen Modellentwurf in der Baugröße N bilden. Als Bonbon stellt Bernd Schneider eine Excel-Tabelle vor, mit deren Hilfe sich aus den Koordinaten des Kartenausschnittes die Fläche des Modellbahnhofes errechnen lässt.

Ivo Cordes überschreibt seine Modellumsetzung des Bahnhofs Rauenstein in Thüringen mit dem Titel Kopfmachen als Betriebskonzept. Ich mag die Planungen von Ivo Cordes nicht nur wegen der wunderschönen Grafiken, sondern auch wegen der Orientierung am vorbildgerechten Betrieb. In diesem Artikel zeigt er wieder sehr schön, wie sich auf einem vorbildgetreu (wenn auch stark verbogenen) nachgebauten Bahnhof genau der Betrieb nachspielen lässt, der in Rauenstein in den 1980er Jahren zu erleben war. Garniert ist der Artikel mit einem Originalfahrplan und wunderbaren Vorbildfotos der 95 Öl und der 119, die in der Zeit dort eingesetzt waren. Auch von Ivo Cordes gibt es eine Zeichung des Empfangsgebäudes des Vorbildbahnhofs.

Sebastian Koch und Franz Rittig stellen in Ein Stammtischprojekt den Modellbahnhof Kleinau West vor, der von Mitgliedern des Brandenburger Fremo-Stammtisches gebaut wurde. Der kleine Bahnhof ist mitsamt Empfangsgebäude und allen Gleisanlagen annährend maßstäblich in der Baugröße H0 gebaut und verfügt über eine dem Vorbild abgeschaute Sicherungstechnik. Hier wünsche ich mir eine etwas ausführlichere Beschreibung der Weichenantriebe und -schlösser.

Fiddeln, Fahren, Fähren heißt der Artikel von Otto O. Kurbjuweit, der ein Plädoyer für außergewöhnliche Abstellmöglichkeiten auf Modellbahnanlagen ist. OOK stellt zwei Modellfähren vor, die als Zugspeicher dienen und macht Anregungen anhand von Vorbildsituationen, wie sich Fähren oder Trajekte als betriebliche Erweiterung umsetzen lassen. Dabei fand ich einen Abschnitt besonders lesenswert. Es gab auf dem Attersee in Österreich ein kleines Trajekt, das ein Sägewerk auf der einen Seite des Sees mit dem meterspurigen Bahnhof Atterssee verband. Von der Existenz dieses Trajekts wusste ich schon aus dem Buch Minimax Anlagen, OOK zeigt in seinem Artikel aber erstmals Fotos der Fähre und des Anlegers, die ein schönes Vorbild für ein Modelltrajekt abgeben.

Bertold Langer hat sich in Vorwiegend elektrisch und richtig lokal eines seiner Lieblingsthemen angenommen: Überlandstraßenbahnen. Als Inspiration diente ihm die Strecke von Hagen über Voerde nach Breckerfeld der Hagener Straßenbahn, in deren Verlauf der Bahnhof Voerde mit seiner Kehrschleife liegt. Anhand mehrere Gleisplanentwürfe zeigt Bertold Langer meterspurige Spitzkehren mit und ohne Kehrschleifen und gibt Hinweise zum Bau einer Anlage, die auch auf Ausstellungen eine gute Figur macht. Schöne Zeichnungen von Triebwagen und Güterzugloks runden den Artikel ab, der auch ausführliche Überlegungen zu einem abwechslungsreichen Betrieb enthält.

Fazit

Auch dieses Planungs-Spezial enthält wieder einige Artikel, die mir richtig gut gefallen. Allen voran Bertold Langers Planungen für eine Überlandstraßenbahn. Auch Lutz Kuhls Artikel über den Bahnhof Markt Erlbach wirkt inspirierend. Im Grunde bin ich mehr ein Freund preußischer Stationen, die fränkischen Nebenbahnhöfe sind aber deutlich kompakter und dadurch als Vorbild für Modellbahnhöfe zuweilen besser geeignet. Ivo Cordes' Ideen rund um Rauenstein finde ich wegen der zahlreichen Vorbildfotos und der Eleganz, mit der der Autor einen großen Bahnhof ein Zimmer legt, anregend.
Für mich ist dieses Spezial eines der besten der letzten Jahre.

Musik dazu:
One Step Beyond von Madness