Franks Blog

Eisenbahn, Modellbahn und Linux

Mechanisch gestellte Weichen

2013-07-02 von Frank Wieduwilt, getagged als gleisbau, modulbau, straßenbahn

Für die Brauerei habe ich lange überlegt, ob ich die Weichen elektrisch, etwa mit den Tortoise, betreibe, oder doch Stellstangen verwende. Nachdem der Bau der mechanischen Antriebe auf einem der anderen Straßenbahn-Module so wunderbar geklappt hat, habe ich mich dann doch für diese Art Antrieb entschieden.

Einschränkend möchte ich noch erwähnen, dass die Brauerei sich nur von einer Seite sinnvoll bedienen lässt und darum nur dort die Stellstangen montiert sind. Diese Anleitung funktioniert natürlich auch für Antriebe, die von beiden Seiten zu benutzen sind.

Die Zutaten

Mechanische Weichenantriebe

Auf dem Bild fehlen die Stellstangen und der Stelldraht.

Vorbereitungen

In die Modulseitenwände habe ich mit der Lochsäge Bohrungen mit einem Durchmesser von 52mm eingebracht. Das Zentrum der Bohrung liegt 50mm unter Moduloberkante. Die obere Bohrung in den Stuhlwinkeln, in denen Stellstange und Kippschalter gelagert werden, ist 40mm von der Unterkante entfernt. Da die Modulkästen aus 10mm starkem Sperrholz bestehen, muss das Zentrum der Löcher 50mm von der Oberkante entfernt sein, damit die Stellstangen sich nicht verkanten.

Mechanische Weichenantriebe

Die Stellstangen lagern in "Töpfen", die hinter die Modulkastenwände geschraubt und geklebt werden. Wie ich diese Töpfe baue, habe ich an anderer Stelle beschrieben. Meine Töpfe habe ich innen rot lackiert, das gibt einen hübschen Kontrast zu den grauen Modulkästen.

Mechanische Weichenantriebe

Mechanische Weichenantriebe

Da die Brauerei nur von einer Seite bedient wird, müssen die Stellstangen nicht durch das ganze Modul reichen. Innen werden die Stangen in Stuhlwinkeln gelagert, die dazu allerdings erst mit 5,5mm aufgebohrt werden müssen.

Mechanische Weichenantriebe

Bei der Gelegenheit habe ich dann auch gleich die Kippschalter in die anderen Stuhlwinkel eingesetzt. Auch hier musste ich die Winkel, dieses Mal mit 6mm, aufbohren.

Mechanische Weichenantriebe

Die Stuhlwinkel ohne Kippschalter werden jetzt in den Modulkasten geschraubt. Danach habe ich die Stellstangen mit ein wenig Übermaß zugesägt und die Sägeschnitte mit dem Dremel etwas geglättet.

Mechanische Weichenantriebe

Als nächstes werden die Stellstangen durch die Bohrungen in der Modulkastenwand gefädelt, dann kommen eine einteilige und eine zweiteilige Lüsterklemme auf den Stelldraht. Die einteilige Lüsterklemme nimmt den Kippschalter mit, in der zweiteiligen befestige ich den Stelldraht.

Sind alle Stellstangen eingesetzt, folgt der Stuhlwinkel mit dem eingebauten Kippschalter. Der Kippschalter hält einerseits die Stellstange und somit auch die Weichenzungen in den Endlagen fest, andererseits dient er zur Polarisierung des Herzstückes. Auf den Bildern sind Kippschalter 2xUM zu erkennen, es reichen auch Schalter 1xUM. Die anderen hatte ich halt gerade noch da.

Mechanische Weichenantriebe

Wenn man jetzt die Stellstange hin- und herzieht macht es schon schön "klack!". Beim Einbau der Stellstangen ist darauf zu achten, dass die Stellstangen im gezogenen Zustand möglichst nicht über den Modulkasten heraus stehen.

Jetzt kommt der knifflige Teil der Montage. Der Stelldraht wird abgezwickt (dabei bitte einen guten Seitenschneider verwenden, sonst hat man eine Scharte im Seitenschneider, der Draht ist aber noch ganz), dann um 90° abgewinkelt, von unten durch die Stellschwelle der Weiche gefädelt und in der Lüsterklemme verschraubt. Es ist dabei einfacher, wenn der Draht auf der Moduloberseite anfangs etwas länger ist als nötig.

Mechanische Weichenantriebe

Der Draht sollte so ausgerichtet sein, dass er senkrecht steht, wenn die Weiche in Mittelstellung liegt. Es ist ein wenig Probieren nötig, bis die Weichenzungen in beiden Endlagen satt anliegen.

Es ist wirklich wichtig, hier genau zu arbeiten und lieber zehnmal nachzustellen als Fünfe gerade sein zu lassen. Wenn eine Weichenzunge nicht korrekt anliegt, führt das schnell zu Entgleisungen.

Passt alles, müssen die Stelldrähte auf der Moduloberseite knapp über der Stellschwelle abgezwickt oder mit dem Dremel getrennt werden.

Mechanische Weichenantriebe

Bei einer Weiche musste ich mir eine etwas aufwendigere Konstruktion einfallen lassen. Hier liegt die Stellschwelle genau neben einem Modulkastenspant. Ich habe darum ein Stück 4mm Rundaluminium Z-förmig gebogen. Auf einer Seite ist das 4mm Stück an der Stellstange befestigt, auf der anderen Seite ist – wieder mit einer Lüsterklemme – der Stelldraht angebracht.

Mechanische Weichenantriebe

Mechanische Weichenantriebe

Auch dieser Antrieb funktioniert wunderbar.

Jetzt fehlt noch die Kabelei auf der Modulunterseite. Die vom Herzstück der Weiche kommende Leitung kommt an den mittleren Anschluss des Kippschalters. Die beiden anderen Anschlüsse des Schalters bekommen Fahrstromanschluss. Dabei kann man sich die Belegung der Anschlüsse überlegen oder die Kabel einfach anlöten: Wenn die Polarität vertauscht ist, gibt es einen Kurzschluss und man muss nur die Kabel an den äußeren Anschlüssen tauschen.

Mechanische Weichenantriebe

Damit die Leitungen im Untergrund nicht so herum fliegen, habe ich alle Kabel mit Kabelschellen und Kabelbindern ein wenig gebändigt.

Zum Zeitaufwand: Wenn man weiß, wie es geht, sind vier Antriebe an einem Nachmittag zu montieren. Das Verkabeln dauert dann noch einmal ein gutes Stündchen. Und wenn das Wetter so schön ist wie in den letzten beiden Tagen, verlege ich den Modulbau auch gerne auf die Terrasse. Modulbau mit Sonnenbrand. ;-)

Und fertig. Jetzt stehen noch Probefahrten mit allen möglichen Fahrzeugen an.

Musik dazu:
Hurting as One von The Offspring