Weichen zeichnen
Weichen- und Gleisselbstbau stand bei mir bisher nur am Rande zur Debatte. Ich habe vor Jahren auf einem meiner Trammodule 90cm Gleis auf Holzschwellen selbst genagelt und das sieht schon ziemlich genial aus.
An den Weichenbau habe ich mich bis heute noch nicht getraut, was auch daran liegt, dass die Weinert-Weichen einfach so schön sind, dass ich keinen Grund sehe, für H0 Normalspur in den Selbstbau von Weichen einzusteigen.
In Modellmeterspur sieht die Sache schon anders aus. Es gibt schöne Weichen von Peco und Bemo, die aber allesamt nicht maßstäblich sind. Doch wie komme ich zu maßstäblichen Weichenschablonen?
Der Spur-0-MEC Niederrhrein hat zusammen mit der ehemaligen Firma AWA Service vor Jahren ein Programm namens Weiche 1.1 entwickelt. Dabei handelt es sich um ein in Java geschriebenes Programm zum Erstellen von Weichenzeichnungen:
Freundlicherweise gibt es das Programm mittlerweile als Freeware zum Download auf den Seiten des Spur-0-MEC Niederrhein. Es gibt eine Programmversion für Windows und eine für MacOS. Unter Linux habe ich das Programm nicht zum Laufen bekommen. Ich habe allerdings auch nicht besonders lange ausprobiert.
Die Installation des Programms beschränkt sich darauf, den Inhalt des heruntergeladenen Zip-Archivs in ein Verzeichnis zu entpacken. Weiche 1.1 startet unter Windows durch Aufruf der Datei weiche.bat.
Auf der Download-Seite von Weiche 1.1 findet sich auch ein umfangreiches Handbuch zur Software sowie die Programme Bogenweiche 1.1 und Kreuzungs-Weiche 1.1.
Ich habe mit Weiche 1.1 ein paar Zeichnungen für Weichen in H0m gemacht (zum Thema H0m später einmal mehr).
Um eine Weiche zu konstruieren, braucht das Programm verschiedene Angaben zu den Maßen von Gleis und Schwellen und die gewünschte Neigung der Weiche.
Ich habe als erstes die Maße des verwendeten Gleisprofils unten links im Programmfenster im Bereich Schiene eingetragen. Die Maße habe ich vom Code 75 Profil von Peco abgenommen. Ich überlege noch, ob ich die Weichen für Code 55 Profil von Schumacher neu zeichne.
Im Bereich Schwelle habe ich die Maße der Schwellen eingetragen. Wobei das Maß "2,3mm" für die Schwellenbreite etwas gewagt ist. Ich weiß nämlich nicht, ob ich Holzleisten in dieser Breite bekommen kann. Das Selbstbaugleis für die Straßenbahn habe ich seinerzeit mit 2mm breiten Schwellen gebaut.
Unter Doppelschwellen kannst Du wählen, ob die Weichen mit oder ohne Doppelschwellen konstruiert werden sollen. Die Position der Doppelschwellen innerhalb des Weichenplans ist frei wählbar. Ich habe eine Doppelschwelle unter der Herzstückspitze und eine unter dem Zungengelenk angeordnet.
Im Bereich Geometrie habe ich die Weichenneigung festgelegt. Eine Neigung von 1:7 bedeutet, dass sich das Abzweiggleis nach sieben Längeneinheiten um eine Längeneinheit vom Stammgleis entfernt.
Auswahl von Maßzeichnung ergibt eine Zeichnung, auf der die Gleisachsen und die genauen Maße von Schwellen und Schienenprofilen eingezeichnet sind.
Quer über die gesamte Breite Programmfensters findet sich eine Schaltfläche Drucken. Ein Klick darauf öffnet den Dialog zum maßstäblichen Drucken der Zeichnung. (Wieder etwas, zu dem der unvergessene Loriot "Ach was!" gesagt hätte. ;-)) Ich habe mir meine Weichen als pdf-Dateien ausgedruckt und dann in LibreOffice Draw jeweils zwei Weichenpaare zu einer Zeichnung zusammengestellt.
Neben der recht langen Weiche mit der Neigung 1:7 habe ich auch noch engere Weichen mit einer Neigung von 1:4 entworfen. Diese sind für eine Anschlussbahn und für die Straßenbahn gedacht.
Fazit
Soweit, so gut. Die Weichenzeichnungen habe ich jetzt. Nun gilt es, funktionsfähige Weichen tatsächlich zu bauen und so hinzubekommen, dass sie ausreichend betriebssicher sind. Ich werde berichten... Eine schöne Anleitung zum Weichenbau habe ich auf den Seite Jagsttalbahn-Modelle gefunden. Das ist zwar H0e, aber immer noch Schmalspur. ;-)
Das Programm Weiche 1.1 gefällt mir richtig gut. Auch wenn meine Weichen nicht hundertprozentig dem Vorbild entsprechen, sehen sie doch viel besser aus als die handelsüblichen Schmalspurweichen.
Letzten Endes sehen aber auch die kürzeren Weichen mit einer Neigung von 1:5,5 richtig prima aus, selbst dann wenn eine etwas längere Lok darauf steht...
Zum Thema Doppelschwellen ist mir nach einigem Recherchieren und Lesen im Netz und einigen Eisenbahnbüchern noch aufgefallen, dass die bei den alten Schmalspurweichen gar nicht so häufig waren, wie ich gedacht habe. Es geht also auch ohne, wie auf dem letzten Bild schon gut zu sehen ist.
Musik dazu:
Long Black Train von den Simple Minds